Botanische Gärten können Stadtluft um durchschnittlich 5 °C abkühlen

Die Temperaturen auf der ganzen Welt steigen, 2023 wurde kürzlich als das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen bestätigt. Eine neue Studie hat herausgefunden, dass die Integration von Natur in Städten helfen könnte, die Temperaturen während Hitzewellen zu senken.

Botanische Gärten können Stadtluft um durchschnittlich 5 °C abkühlen

27. Februar 2024     Kategorie: Wissenschaft
temperatur-kühlung-botanischer-garten.jpg

In der Nähe von bewaldeten Gebieten zu leben kann eine der besten Möglichkeiten sein der Mittagshitze beim Wandern zu entkommen: ab in den Schatten der Bäume. In einer Betonwüste zu leben mag weniger Optionen bieten als in ländlichen Gebieten, aber sogar ein Besuch im örtlichen Park oder botanischen Garten könnte helfen cool zu bleiben.

Eine Studie der University of Surrey in Großbritannien hat herausgefunden, dass botanische Gärten die Temperatur der Stadtluft um bis zu 5 °C senken können. Feuchtgebiete und Regengärten liegen mit 4,7 bzw. 4,5 °C Abkühlung nicht weit dahinter, Bäume an Straßen gesetzt senkten die Lufttemperatur um 3,8 °C, während Stadtparks es auf 3,2 °C brachten.

"Schon seit einiger Zeit wissen wir, dass Grünflächen und Wasser Städte abkühlen können", sagte Professor Prashant Kumar, Gründungsdirektor des Globalen Zentrums für saubere Luftforschung an der University of Surrey, Professor und Vorsitzender für Luftqualität und Gesundheit und Mitdirektor des Instituts für Nachhaltigkeit. "Diese Studie liefert uns jedoch das umfassendste Bild. Noch dazu können wir erklären, warum das so ist. Von Bäumen, die Schatten spenden, bis zu verdunstendem Wasser welches die Luft kühlt."

Ein Behördenbericht gibt an, dass am 19. Juli 2022 in Großbritannien ein Lufttemperaturrekord von 40,3 °C gebrochen wurde, im selben Jahr waren in Europa 62.862 Todesfälle mit der Sommerhitze verbunden, während die Hitzewelle von 2003 in Europa aufgrund von Dürre und Ernteausfällen einen wirtschaftlichen Verlust von 16 Milliarden Euro verursachte. Das Team von 29 Wissenschaftlern aus Großbritannien, Australien, Brasilien, China, Hongkong und den USA sagt auch, dass der IPCC feststellt, dass "grüne und blaue urbane Infrastrukturelemente besonders effektiv sind, um Lufttemperaturen in Städten zu reduzieren."

Aus mehr als 27.000 Forschungspapieren wählten die Forscher 202 für eine Metaanalyse aus, basierend auf einer Reihe von Kategorien städtischer grün-blau-grauer Infrastruktur – darunter Parks, begrünte Bauprojekte, Feuchtgebiete, Grünwände, Parks und botanische Gärten.

Bäume und Pflanzen reduzieren beispielsweise die Hitze, indem sie die Menge direkten Sonnenlichts verringern, während sie auch Feuchtigkeit in die Luft abgeben. Wasserkörper kühlen die Umgebung durch "Evapotranspiration, Beschattung, den Albedo-Effekt, Grundwasserneubildung und Temperaturpufferung", sie könnten auch als Wärmesenken dienen, die tagsüber kühlen und nachts Wärme speichern. Gründächer und -wände helfen nicht nur dabei Gebäude zu isolieren sondern auch die Wärmeaufnahme zu reduzieren. Zudem kann die Vegetation als Windschutz für natürliche Belüftung dienen.

Wir haben bereits eine Reihe von Architekturprojekten auf der ganzen Welt gesehen, die große Mengen an Grün zur Belebung von Fassaden und zur Förderung lokaler Kühlung verwenden, zusammen mit vorteilhafter Landschaftsgestaltung. Die Forscher schließen mit der Feststellung, dass "alle Arten städtischer grün-blau-grauer Infrastruktur kühlende Vorteile bieten" und dass "die Natur in verdichteten und expandierenden Städten zurückgebracht werden muss und jede Gelegenheit genutzt werden sollte, um die Pflanzenabdeckung auf Böden, Podesten, Wänden und Dächern zu erweitern."

Sie erkennen jedoch auch an, dass es keine einfache Lösung für jedes Gebiet gibt und vieles von einer effektiven Planung abhängen wird. "Bevor geeignete städtische grün-blau-graue Infrastrukturmaßnahmen ausgewählt werden, ist es notwendig, den lokalen Kontext, Umweltbedingungen, verfügbare Ressourcen und das Budget zu bewerten. Anschließend ist deren langfristige Wirksamkeit sicherzustellen um mögliche Nachteile zu vermeiden."

"Unsere Studie bestätigt, wie viele Möglichkeiten es gibt, cool zu bleiben", fügte Professor Maria de Fatima Andrade vom Fachbereich Atmosphärenwissenschaften der Universität São Paulo, Brasilien, hinzu. "Aber sie zeigt auch, wie viel Arbeit noch zu tun ist. Institutionen auf der ganzen Welt müssen in die richtige Forschung investieren – denn was aus unserer Studie sehr deutlich wird, ist, dass es keine Einheitslösung gibt. Es hängt davon ab, was für Ihre Gemeinde funktioniert."

Quelle: DOI: https://doi.org/10.1016/j.xinn.2024.100588
 

Kommentare

#2 5. März 2024
Man kann wirklich eine große Unterschied zwischen stärker und weniger stark begrünten Städten merken. Ich habe schon mehrere Jahre in beiden Umgebungen gelebt und kann sagen, dass es einerseits einen massiven Unterschied macht, wie viel Beton es generell in der Stadt gibt - nicht nur Straße, sondern auch Gebäude - und andererseits auch die Menge an Parks das Stadtklima stark beeinflusst. Hat man diese nicht, muss man zu Mitteln wie Wassersprühanlagen oder ähnlichem greifen; das funktioniert aber auch nur, wenn man in einer Stadt mit genug Wind lebt - sonst entsteht da gar kein Erfolg. Hier muss auf jeden Fall noch mehr geforscht werden und noch viel wichtiger, Geld in die Hand genommen werden, damit wir auch in Zukunft noch Städte haben, die auch im Sommer lebenswert sind.